Underground-Magazin für Hippies und Musikfreaks
Das Interview mit Andreas Krueger von ClostridiumRecords führte Harald Gramberg am 24.01.2018
Harald G.: Der Name ClostridiumRecords dürfte unseren aufmerksamen Lesern nicht entgangen sein, denn über neu erschienene Veröffentlichungen bei diesem in Bochum ansässigen Qualitätslabel haben wir in unserer Rubrik „Album-Releases“ schon öfter berichtet. So freut es mich besonders, Label-Betreiber Andreas Krueger heute in unserer Interview-Ecke begrüßen zu dürfen.
Andy, erst einmal herzlich Willkommen zu unserem heutigen Gespräch. Vielleicht magst Du einmal ein paar Worte an unsere Leser richten, damit sie schon mal einen kleinen Eindruck darüber gewinnen, wer Du bist und was Du sonst noch so alles machst…
Andreas: Hallo Harald,
erst einmal vielen Dank für die Einladung, freut mich sehr!
Wer ich bin und was ich so mache? Geboren in den 70ern, um genau zu sein 1971, verdiene ich „mein täglich´ Brot“ in einer Heilanstalt, sprich: In meinem „normalen“ Leben bin ich Krankenpfleger auf einer 70%-Stelle... Mein kleines Label soll ja auch genug vom spärlichen „Zeitkuchen“ abbekommen...
Harald G.: Wann hattest Du das Label gegründet und wie kam es dazu?
Andreas: Ja, das ist eine sehr schöne Frage.
Seit dem ich 16,17,18 bin, sammel ich selber Platten, damals zu der Zeit, als auf CD „umgestellt“ wurde, waren gerade Flohmärkte eine gute Fundgrube für günstige und interessante Sachen. Die Sammlung wuchs, ebenso die Leidenschaft für Vinyl... Und irgendwann kam die Idee, ich möchte auch mal... Einmal in meinem Leben EINE Platte machen (lassen)... Die Idee ging mir nicht mehr aus dem Kopf! So suchte ich erst einmal nach Presswerken in Deutschland, schrieb diese an und bekam eigentlich immer eher eine „Absage“... GEMA gemeldet? Gewerbe? Dieser ganze offizielle Kram... Da war ich abgeschreckt!... Doch:
Zufälle bestimmen ja nun das ein oder andere Mal den Verlauf unseres Lebens, so auch hier - ich traf einen alten Freund/Kollegen wieder, der selbst ein „kleines“ Label betreibt, und der ermunterte mich: „Mach doch ruhig alles offiziell! Ist doch kein Problem…“ Nochmal 6 Wochen überlegt, gegoogelt etc… Und dann der Entschluss: Jau, ich probier´s! Mitte 2010 habe ich ein Gewerbe angemeldet... September 2010 kam „meine“ erste LP raus: LAMP OF THE UNIVERSE „The Cosmic Union“. Eigentlich sollte es dabei bleiben. Aber: Planung, Realisierung und alles Drumherum hat dermaßen viel Spaß gemacht, dass ich mich entschloss weiterzumachen... So kam eins zum anderen... Ich hätte damals nie damit gerechnet, dass es mal das wird, was es heute ist...
Harald G.: Die Zahl der über Dein Label veröffentlichen Platten und CDs ist ja schon ganz beachtlich, und wir möchten sie hier an dieser Stelle natürlich gar nicht alle auflisten. Aber vielleicht kannst Du uns mal ein paar Deiner Bestseller nennen…?
Andreas: O.K. Dann mal eine kleine Auswahl: Zu allererst natürlich LAMP OF THE UNIVERSE, mit dem alles anfing, Craig Williamson aus Neuseeland - mittlerweile seit fast 20 Jahren aktiv, u.a. auch mit früher DATURA und heute ARC OF ASCENT hat er eine weltweite Fan-Gemeinde... Dann ETHIVA aus Spanien, deren Debüt dermaßen großes positives Feedback bekommen hat... Ebenso wie das Debütalbum von den LYSERGICS aus England/Italien... Und nicht zu vergessen die „Jungs“ aus Berlin: COSMIC FALL mit „First Fall“ & „Kick Out The Jams“... Um nicht den Rahmen zu sprengen, belasse ich es mal bei diesen Vieren…
Harald G.: Wie würdest Du von ihrem Musikgeschmack her Deine Kunden-Zielgruppe beschreiben?
Andreas: Als einen guten Geschmack ... Kleiner Scherz am Rande... Ich tue mich immer etwas schwer mit diesen verschiedenen „Genre-Diskussionen“, Progressive-Psychedelic-Kraut-Space-Stoner mit Einflüssen aus blablabla... Oder „alles außer Mainstream“... sorry! Daher muss ich hier eine Antwort „schuldig bleiben“...
Harald G.: Natürlich hast auch Du gewisse Kriterien, was die Auswahl des Materials anbelangt. Welche Voraussetzungen muss eine Band bzw. ein Musiker erfüllen, um eine Chance auf Veröffentlichung seiner Werke bei Deinem Label zu bekommen?
Andreas: Jau, als alleroberstes Kriterium muss mir die Musik gefallen. Was mir nicht gefällt, wird nicht unter ClostridiumRecords veröffentlicht - selbst, wenn ich wüsste, es wäre DER Verkaufsschlager...
Dann muss die „Chemie“ zwischen Band/Musiker und mir stimmen, die Zusammenarbeit muss passen und Spaß machen...
Das wäre es eigentlich schon
Harald G.: Wie kommst Du an das Material für die Veröffentlichungen? Bewerben sich die Künstler bei Dir oder bietest Du Deine Leistungen auch Bands an, von denen Dir vielleicht in der Vergangenheit schon mal Positives zu Ohren gekommen ist? Und ich denke mal, dass Deine Aktivitäten in sozialen Netzwerken auch sehr viel dazu beitragen werden...
Andreas: Das läuft eigentlich so auf ein 50:50 Verhältnis hinaus:
Zum einen kommen natürlich recht viele Anfragen, da versuche ich immer noch, mir alles mindestens 1x, wenn auch im „Schnelldurchlauf“ anzuhören und zu sortieren... Neben vielen Sachen, die nicht zu ClostridiumRecords passen (würden), gibt es aber auch sehr interessante Sachen dabei!
Zum anderen „laufen“ einem ja auch in diversen Blogs, sozialen Netzwerken, Bandcamp, Radio-Shows etc. viele neue, sehr vielversprechende Bands/Musiker über den Weg, die einfach eine VÖ auf Vinyl verdient haben!... Diese schreibe ich dann an... Und meistens klappt es auch
Harald G.: Die Artworks zu den Alben, werden sie von den Künstlern selbst entworfen und eingereicht oder werden sie von Dir bzw. von jemanden, der darauf spezialisiert ist, gestaltet?
Andreas: Also oft haben die Bands/Musiker schon eigene Vorstellungen und ´ne Idee vom Artwork - da kann bei mir eigentlich fast alles genommen werden, so lange es nicht faschistisch/rassistisch ist und mir entfernt gefällt. Selten, dass ich etwas „ablehne“, da versuche ich, den Leuten die Möglichkeit zu geben, ihr Projekt weitestgehend so zu realisieren, wie sie es wollen...
lest das ganze Interview hier:
http://hippiesland.de/interview_clostridiumrecords